30
Er gleicht hinsichtlich seiner Entstehung, Bodenzusammensetzung,
Erhebung und Abfälle fast ganz genau seinem Gegenüber, dem Schwarz -
walde. Seine höchste Erhebung besitzt er im 1424 m hohen Sulzer
Beiehen.
2. Nachdem man nach Norden zu ein leicht gesenktes
Bergland, das sogenannte Wasgaubergland, überschritten,
gelangt man zum nördlichsten Teile des Westrandes der Tief-
ebene, nämlich zu der Hart und der Gruppe der Donners-
berge.
Die erstere besteht aus einem plateauartigen Buntsandsteingebiet,
das durch eine tiefe Einsattlung von den Porphyrkegeln der Donners-
berge getrennt ist. Ein Schienenweg, der Mannheim, Kaiserslautern und
Metz verbindet, benutzt diese Senkung.
Die Hart samt den Donnersbergen teilen die Pfalz in zwei wirt-
schaftlich grundverschiedene Gebiete, nämlich Westrich und Vorderpfalz.
Worin äufsert sich der liolie wirtschaftliche Wert der ober-
rheinischen Tiefebene und ihrer Randgebirge?
Vor allen Dingen im Bodenbau.
Jede Gegend erhält durch ihre Bodenerzeugnisse ein
charakteristisches Gepräge. Daher zerfällt die ganze
Landschaft in mehrere landwirtschaftliche Bezirke.
I. Bodenbau.
1. Ackerbaubezirke.
Neben unsern wertvolleren Getreidearten werden vor
allem Handelsgewächse angebaut.
Im ganzen Elsaß sind 5 °/0 des Bodens dem Raps-,
Rübsen- und Flachsbau gewidmet.
Der Breisgau liefert Zichorie,
das Hanauer Land Hanf,
die Ebenen von Straßburg, Speier, Worms, Mainz
und Darmstadt erzeugen hauptsächlich Zuckerrüben,
Worms und Mainz auch noch Spargel in großer Fülle.
2. Weinbaubezirke.
Der Weinbau wird besonders begünstigt durch den Kalk-
gehalt der Lößschichten, der die Wärme der Sonnenstrahlen
gierig aufsaugt und so zur schnelleren Erwärmung des Bodens
erheblich beiträgt.
Zwar wird er in allen Gegenden der Tiefebene betrieben
(über 25 000 ha sind allein im Elsaß mit Wein bepflanzt),
jedoch wird er am meisten in folgenden Bezirken gepflegt:
A
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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32 —
4. Hopfenhau. Den Hauptsitz des Hopfenanbaus in der
oberrheinischen Tiefebene findet man ebenfalls im Unter-
Elsaß.
Im Jahre 1902 wurden hier fast 4000 ha mit Hopfenpflanzungen
gezählt, die 29 000 dz dieser würzigen Dolden lieferten, d. i. etwa 1/5 des
in ganz Bayern gewonnenen Hopfens.
Ganz besondere Sorgfalt und liebevolle Pflege läßt man
in der oberrheinischen Tiefebene dem
5. Obstbau angedeihen. Er hat seine Heimstätte be-
sonders auf der rechten Seite des Rheines, also in Baden,
gefunden.
Dieses steht unter den süddeutschen Staaten bezüglich
der Obstkultur an erster Stelle.
Im Jahre 1900 gab es in ganz Baden fast 9 Millionen
Obstbäume. Am stärksten hat sich der Obstbau entwickelt
an den Nordabhängen des Kaiserstuhles, am Westrande des
Schwarzwaldes und seiner nördlichen Ausläufer sowie
in der Heidelberger Gegend, wo Klima und Bodenzusammen-
setzung ihn besonders begünstigen.
1. Anbaugebiete für Steinobst, besonders Früh-
kirschen, sind
a) der Westrand des Odenwaldes (sogenannte Berg-
straße) und das Neckartal bei Heidelberg.
b) Das Kinzigtal.
c) Der Kaiserstuhl, wo 5000 bis 6000 Kirschbäume
etwa 15 000 bis 20 000 Zentner Kirschen liefern.
d) Die Brühler Gegend. Hier hat statt der Frühkirsche
die Frühzwetsche große Handelsbedeutung erlangt. Der
Ertrag beziffert sich auf 20 000 bis 25 000 Zentner im Jahre.
2. Anbaugebiete für Kernobst.
Den Mittelpunkt bilden :
a) Wertheim.
b) Der Seekreis. Diese Gegend ist die eigentliche Obst-
kammer des Landes. Der durchschnittliche Ertrag erreicht die
ungeheure Menge von 148 000 Zentnern.
3. Beerenobst-Anbaugebiete. Solche sind besonders
die Gegend um Heidelberg und das Murgtal.
Ii. Bergbau. Der wirtschaftliche Wert der Tiefebene
äußert sich endlich noch im Bergbau. Bleiglanz und Zink-
blende werden bei Freiburg gewonnen.
Ferner liefern die dem Großherzogtum Baden gehörigen
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10 —
rheinische Tiefebene deutlich zeigt. Handelsgewächse, wie Tabak,
Hopfen, Zichorien, Hanf und Mohn, gedeihen dann vorzüglich.
Wirken jedoch in einem Gebiete hohe Sommer-
temperaturen und geringe Bewölkung zusammen, so ist
dies, natürlich immer unter Voraussetzung der entsprechenden
Bodenzusammensetzung, ganz besonders für den Wein- und
Obstbau günstig. Daher eignet sich auch die Rheinebene mit
ihren seitlich gelegenen Tälern in so hervorragender Weise für
diese Kulturen.
In Gegenden mit ausgedehnten Sandflächen (Mark
Brandenburg) sind viele Regentage mit nicht zu großer Er-
giebigkeit für den Anbau von Halmfrüchten besonders er-
wünscht. So förderlich auch ergiebige Niederschlagsmengen
im Sommer dem Stoppelfruchtbau sind, so hinderlich können
sie jedoch leicht der Getreideernte werden, deren Güte nicht
selten darunter empfindlich leidet. Höhere Temperaturen im
Spätherbst begünstigen die Bearbeitung des Bodens zwischen
Ernte- und Saatzeit.
Heftige, lange anhaltende Stürme sind der Auf-
forstung mancher Gegenden sehr hinderlich; dagegen ist
ein hoher Feuchtigkeitsgehalt der Luft derselben dienlich.
gl.
Die natürlichen Landschaften.
(Allgemeines.)
Die Lage des deutschen Reiches im Gradnetz.
Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen
Erdhalbkugel; es erstreckt sich vom 6. bis 23.° ö. L. (Greenwich).
Es reicht ferner vom 47. bis zum 56.° n. Br. und dehnt sich
somit durch etwa 9 Breitengrade aus.
(Genau bezeichnet, hegt der südlichste Punkt 47° 16', der
nördlichste 55° 53' n. Br., der westlichste 5° 52' und der öst-
lichste 22° 53' ö. L.).
Welche politische Lage hat Deutschland?
Mit Recht hat man es das »Herz« Europas genannt.
Drei Groß- und vier Kleinstaaten umschließen es un-
mittelbar in einem großen Kranze.
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Extrahierte Personennamen: Mohn
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Deutschland Europas
— 47 —
der Nahe, des Rheins (Bingen bis Koblenz), der Saar, der
Ahr und der Mosel.
Das Nahetal. Den Mittelpunkt desselben bildet die Stadt
Kreuznach, in deren Nachbarschaft der schönste Nahewein gedeiht.
Das Rheintal zwischen Bingen und dem Ahrtal ist zwar
nicht ein so bedeutender Weinbaubezirk wie etwa der Rheingau
oder Rheinhessen; doch werden um Boppard, Bacherach und
Oberwesel vorzügliche Weine gewonnen. Dasselbe gilt auch
von dem Ahrtal.
Am ältesten und gleichzeitig bedeutungsvollsten ist jedoch
der Weinbau im Moseltal, und zwar an der Mittelmosel
(zwischen Trier und Kochern) mit Saar und Ruwer.
Schwierigkeiten des Weinbaues.
Es gibt keinen zweiten Weinbaubezirk, in dem Anbau und
Pflege des Weinstocks eine solche Summe unsagbarer Mühen
und Anstrengungen kostete wie im Moseltal.
Wirtschaftliche Bedeutung.
Der Weinbau ist fast die einzige Erwerbsquelle der
Moselaner, der Weinstock ihr wichtigster »Kultur-, Handels-
und Industriegegenstand«.
In dem 100 km langen Tale (Luftlinie) leben in 200 Ort-
schaften etwa 180 000 Menschen fast ausschließlich vom Wein-
bau, und in guten Jahren übersteigt die Ernte (auf 6500 ha
Weinland) 250 000 hl im Werte von 10 Mill. Mark.
Obstbau. Wo die Täler sich weiten, wird er umfangreich
betrieben und liefert Äpfel, Birnen, Kirschen, vor allem aber
Aprikosen, Pfirsiche, edle Kastanien und Walnüsse in großen
Mengen.
Durch welche Erwerb szweige wird das rheinisch-westfälische
Schiefergebirge zur wirtschaftlich wertvollsten Landschaft
des Reiches?
1. Bergbau auf Kohlen. Abgesehen von dem Saar-
becken, gibt es noch zwei Kohlenbergbaubezirke am Nordrande
des Gebirges: das Aachener und das Ruhrkohlenbecken.
a) Das Aachener Steinkohlengebiet.*) Die Ausdehnung
des ganzen Kohlengebirges schätzt man auf 88 qkm. Die Zahl
der Bergarbeiter beträgt etwa 6000, ihre Arbeitsleistung durch-
schnittlich 11/2 Mill. Tonnen Steinkohlen im Jahre.
f) Es umfaßt die Indemulde bei Escliweiler mit 46 abbauwürdigen
Kohlenflözen und die Wunnmulde bei Aachen.
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— 65 —
1. Bodenbau.
Es sind namentlich zwei Kulturgewächse, die sich innerhalb
des Harzvorlandes einer ganz besonderen Pflege erfreuen,
nämlich der Spargel und die Zuckerrübe.
a) Spargelbau. Den unbestrittenen Mittelpunkt dieses
Zweiges des Bodenbaues in Deutschland, ja der ganzen Welt,
bildet Braunschweig. 6000 Morgen Landes in nächster Um-
gebung dieser Stadt dienen allein der Spargelkultur. Der
jährliche Ertrag beläuft sich auf 60 000 Zentner im Werte von
fast 3 Mill. Mark. In Braunschweig (Stadt und Land) bestehen
42 Fabriken, die sich nur mit dem Konservieren des Spargels
befassen und rund 8000 Personen, nur Frauen und Mädchen,
mit dem Schälen desselben beschäftigen.
Die Hauptabsatzgebiete sind außer dem gesamten
Deutschland Dänemark, Skandinavien, Ägypten, Ost- und
Westafrika, Südamerika, Australien, Singapore, Manila, also
Gegenden, in denen die zarten Gemüse der gemäßigten Zone
nicht gedeihen.
Außer dem Spargel werden vor allem noch Erbsen und
Bohnen in großem Umfange konserviert.
Die Gesamtproduktion an Konserven beträgt in Braun-
schweig 15 Mill. Kilodosen, ihr Wert 10 Mill. Mark.
Neben den Konserven werden auch noch sogenannte
Präserven (Dörrgemüse) in großen Massen hergestellt.
Braunschweig (128 000)
war früher eine blühende Handels- und Hansestadt ; es war der Kreuzungs-
punkt der Straßen Hamburg—leipzig, Hamburg—frankfurt, Bremen—
Leipzig, Lübeck—frankfurt a. M.
Da die Handelsstraßen der Neuzeit eine andere Richtung nehmen
und Magdeburg und Hannover günstigere Eisenbahnverbindungen erhielten,
so wurde es von diesen Städten überflügelt.
Unter den Industriezweigen Braunschweigs nehmen noch eine
beachtenswerte Stellung ein: die Glas- und Pianoforte-
industrie, die Wurst- und Fleischwarenfabrikation.
An Wurstfabriken, von denen einzelne mehrere Hundert
Gesellen beschäftigen, gibt es 13.
Von den 56 Druckereien des Herzogstums entfallen 30
auf die Stadt selbst.
b) Der Zuckerrübenbau. (Braunschweig.)
Neben dem Spargelbau hat sich ferner der Zuckerrübenbau
zu hoher Blüte entfaltet. In der Zuckerfabrikation zählt das
Braunschweiger Land zu den Zentralplätzen des Reiches.
Wolff —Pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 5
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72 —
Bett- und Leibwäsche sowie zur Dekoration von Kanzel- und
Altardecken.
c) Die Posamentenfabrikation. Sie gewährt vielen
Gebirgsbewohnern Beschäftigung und Verdienst. Den Mittel-
punkt bildet auch hier An na der g, das in dieser Hinsicht nur
von Berlin übertroffen wird.
Soziales.
Von der Lebenshaltung der Erzgebirgsbewohner gilt dasselbe, was
von den Heimarbeitern des Meininger Oberlandes gesagt wurde. Fleisch
ist eme Delikatesse; Kartoffeln bilden jahraus, jahrein die Hauptnahrung.
Frühzeitig muß die Jugend in der Werkstatt helfen.
Ii.
Das sächsische Flachland.
Dasselbe bildet einen Teil des norddeutschen Tieflandes.
An Gewässern durchfließen es in trägem Laufe die Elbe, Mulde
und weiße Elster.
Es zerfällt in zwei Teile:
a) das Flachland rechts der Elbe,
b) das Flachland links der Elbe.
Die gesegnetsten Gebiete liegen zwischen Saale und Mulde,
wo die Fruchtauen von Leipzig und Borna zwei hervor-
ragende landwirtschaftliche Bezirke bilden. Zu ihnen
gesellt sich als dritter Bezirk die sogenannte Lommatzscher
Pflege, die Kornkammer Sachsens.
Wegen des tiefgründigen Bodens gedeihen vornehmlich
Hackfrüchte. Darum trifft man hier auch große Felder mit
Zuckerrüben, Zichorien, Kürbissen, Gurken und
Sellerie; aber ganz besonders wird die Zwiebel kultiviert.
Borna, südlich von Leipzig gelegen, produziert jährlich
etwa 45 000 bis 50 000 Zentner Zwiebeln.
Der Zuckerrübenbau ist außerdem noch in den Be-
zirken Döbeln, Oschatz und Meißen stark vertreten.
Nach Norden geht die Ebene in die fruchtbaren Gebiete
Anhalts über, deren Mittelpunkte Cöthen und Dessau bilden.
Iii.
Das Elstergebirge.
(Vogtland.)
Der südwestliche Flügel des Erzgebirges führt den Namen
Elstergebirge, das nordwärts in das Elsterbergland übergeht
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Extrahierte Ortsnamen: Kanzel- Berlin Leipzig Borna Sachsens Borna Oschatz Dessau
75 —
Gurken, Möhren, Meerrettichstangen und Zwiebeln
werden daselbst in ungeheuren Mengen gewonnen.
Der jährliche Versand an Meerrettich beträgt mehr als
20 000 Ztr. im Werte von 150 000 bis 200 000 M, der Verkauf
auf den Märkten des Spreewaldes noch außerdem 30 000 Ztr.
Der Gurkenbau von Lübbenau und Umgegend liefert
jährlich etwa 300 000 Schock Gurken im Werte von 45 000
bis 50000 M; zum Versand gelangen 90 000 Ztr., dazu 10 000 Ztr.
Zwiebeln und 25 000 Ztr. Gemüse aller Art.
Welche Stellung nimmt Sachsen in wirtschaftlicher Hinsicht
unter den deutschen Landschaften ein?
Die wirtschaftliche Stellung dieser Landschaft wird ge-
kennzeichnet durch:
1. den Bodenbau.
69 °/0 der Gesamtfläche sind ihm gewidmet, und die Er-
träge an Getreide und Hackfrüchten in den Bodenbaubezirken
(Altenburger Gegend, Lommatzscher Pflege, um Leipzig, Borna,
Döbeln, Oschatz, Meißen) sind ganz bedeutend.
2. die Viehzucht. Dieser Zweig der Landwirtschaft
nimmt ebenfalls eine hervorragende Stellung ein; denn der
Bestand an Pferden, Rindern und Schweinen übertrifft den
Reichsdurchschnitt ganz erheblich.
3. die Forstwirtschaft. Zwar war der Bestand an
Waldungen in früheren Zeiten ungleich größer als heute;
doch entspricht derselbe mit 26 °/0 der Gesamtfläche noch genau
dem Reichsdurchschnitt.
4. den Bergbau. Derselbe beschäftigt, wie wir bereits
gesehen, einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung. Durch die
großartige Steinkohlengewinnung im erzgebirgischen Becken,
durch die Produktion von Silber-, Eisen- und vielen anderen
Erzen sowie durch Gewinnung von Braunkohlen (Borna,
Kamenz, Zittau, Grimma) ist derselbe von hoher wirtschaftlicher
Bedeutung für Sachsen und das Deutsche Reich.
5. Industrie.
Während die industrielle Bevölkerung im Reichsmittel 1895
etwa 39 °/0 betrug, bezifferte sich dieselbe in Sachsen auf
58 °/0 der Gesamtbevölkerung.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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— 98 —
zunehmende Bevölkerung die erforderlichen Brotfrüchte zu
schaffen; daher ist es zur Deckung seines Bedarfs auf das
Ausland, namentlich Österreich-Ungarn, Rußland, Rumänien,
die Union und Argentinien angewiesen.
Der Roggenbau ist in Deutschland, besonders in dem
norddeutschen Flachlande, sehr verbreitet. An Klima und
Bodenfruchtbarkeit stellt der Roggen keine hohen Anforderungen.
Am besten gedeiht er in lockerem, sandig-lehmigem Boden. Die
wichtigsten Produktionsgebiete sind Oldenburg, Hannover, West-
falen, das Königreich Sachsen und die östlich von der Elbe ge-
legenen preußischen Provinzen. Die Einfuhr von Roggen ist
bedeutend, da die Produktion den Bedarf bei weitem nicht deckt.
Im Jahre 1902 wurden für 104,8 Mill. Mark, hauptsächlich aus
Rußland, eingeführt.
Der Haferbau ist auf allen Bodenarten mit Ausnahme
des leichten Sandes möglich. Der Hafer wird als Pferdefutter
sehr geschätzt; man räumt ihm nächst dem Roggen die größte
Anbaufläche ein. Er ist ziemlich gleichmäßig über das Reich
verbreitet, nur Anhalt und Posen haben geringen Haferbau.
Trotz bedeutender Inlandproduktion muß eine ansehnliche
Menge eingeführt werden.
Der Weizenbau. Der Weizen kommt in Deutschland als
Sommer- und Winterfrucht vor. Er stellt an das Klima wesent-
lich höhere Anforderungen als der Roggen; im Ackerboden mit
reichem Sandgehalt ist sein Anbau unmöglich. Am besten ge-
deiht er in Elsaß-Lothringen, in Bayern (Straubing), Schlesien
und der Provinz Sachsen. Das norddeutsche Tiefland mit
seinem leichten Sandboden hat wenig Weizenbau. Die ver-
hältnismäßig geringe Produktionsmenge in Deutschland macht
eine starke Einfuhr nötig. Hauptlieferanten sind die Union,
Rußland, Rumänien und Argentinien. Im Jahre 1902 erreichte
die Zufuhr den enormen Wert von 271,6 Mill. Mark.
Der Gerstenbau. Der Anbau von Gerste ist in Deutsch-
land bei weitem nicht so umfangreich, daß er den sich fort-
gesetzt steigernden Bedarf an Braugerste befriedigen könnte.
Die größte Ausdehnung hat ihr Anbau in Hessen, Anhalt,.
Bayern, Württemberg und Baden. Die Provinz Sachsen liefert
die beste Braugerste. Gering ist der Gerstenbau in Ost- und
Westpreußen, Posen, Schleswig-Holstein und Oldenburg. Die
Einfuhr an Gerste ist sehr bedeutend; im Jahre 1902 wurden
für 127,9 Mill. Mark ein- und nur für 5,4 Mill. Mark ausgeführt.
Rußland und Österreich-Ungarn sind unsere Hauptlieferanten.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Argentinien Deutschland Oldenburg Hannover Sachsen Deutschland Elsaß-Lothringen Sachsen Deutschland Argentinien Deutsch- Hessen Württemberg Baden Posen Schleswig-Holstein Oldenburg
— 101 —
es vor allem die günstigen Absatz- und Verkehrsverhältnisse, die
fördernd auf die Entwicklung des Gärtnereibetriebes eingewirkt
haben. Aber trotz großer Fortschritte wird der Bedarf an
Gartenbauerzeugnissen doch nur zu einem Teile durch die in-
ländische Produktion gedeckt. Mit der Zunahme der Be-
völkerung des Deutschen Reiches steigerte sich auch die Einfuhr.
So bezifferte sich beispielsweise die Mehreinfuhr an Obst (die
Ausfuhr in Abzug gebracht) im Jahre 1902 auf 46,6 Mill. Mark.
a) Der Gemüsebau kann als der einträglichste Zweig des
Gartenbaues bezeichnet werden. Die von ihm gelieferten Ge-
müse, wie Spargel, Gurken, Kohlarten, Rüben, sind sehr
begehrte Nahrungsmittel und finden namentlich in der Nähe
großer Städte schnellen Absatz. Den ersten Platz im Gemüse-
bau und in der Erzeugung von Gemüse-Sämereien nimmt Erfurt
ein; wichtige Anbaugebiete sind aber auch die Yierlande bei
Hamburg, die Gegenden von Bamberg, Braunschweig, Liegnitz,
Ulm und verschiedenen anderen größeren Städten.
Ausgedehnten Spargelbau treiben Braunschweig, Han-
nover, Magdeburg, Lübeck, Hamburg, Erfurt und die süd-
deutschen Städte Mainz und Ulm. Durch den Anbau von
Kohl zeichnen sich Magdeburg (Sauerkraut), Berlin (Rotkraut)
und Hamburg aus. Meerrettich liefern in großen Mengen und
vorzüglicher Qualität der Spreewald, die Gegenden von Liegnitz,
Hannover, Hamburg, Nürnberg, Erlangen, Bamberg und
Würzburg. Zwiebelzucht wird im großen im Spreewalde, bei
Borna in Sachsen, im Regierungsbezirk Erfurt, in der bayerischen
Rheinpfalz und bei Offenbach a. M. betrieben. Berühmt sind
die Teltower Rüben der Mark Brandenburg. In der Her-
stellung von Gemüsekonserven nimmt Braunschweig den ersten
Platz ein.
b) Blumenzucht. Blumenkultur wird in der Nähe aller
Großstädte des Deutschen Reiches betrieben ; sie erlangt mit
der zunehmenden Wohlhabenheit und ästhetischen Ausgestaltung
des Lebens immer höhere Bedeutung. Erfurt genießt seiner
Blumenzucht und seines Samenbaues wegen Weltruf. Auch
Quedlinburg, Halberstadt, Berlin, München, Mainz und Darm-
stadt produzieren Blumen und Blumensämereien weit über den
örtlichen Bedarf.
c) Der Obstbau. Geschichtliches. Obstbau treibt man
in Deutschland schon seit Jahrtausenden; aber trotzdem steht
er heute in vielen Gebieten unseres Vaterlandes noch lange
nicht auf der Höhe. Im Mittelalter machte die Obstkultur
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
— 102 —
durch den Einfluß Karls des Großen gute Fortschritte. Man
kannte damals schon das Pfropfen und Okulieren. Der Fort-
schritt hielt jahrhundertelang an, bis der dreißigjährige Krieg
den Obstbau zugrunde richtete. In den nachfolgenden Jahr-
hunderten wandten ihm die deutschen Fürsten ihre Sorgfalt
zu, besonders der Große Kurfürst und Friedrich der Große.
Im 19. Jahrhundert wirkten zahlreiche Männer durch Wort
und Schrift fördernd auf die Entwicklung desselben ein. Es
entstanden mustergültige Obstplantagen und Lehranstalten.
Gegenwärtig sind Staat und zahlreiche Vereine bemüht, die
Obstkultur in Deutschland zu heben. Es wäre zu wünschen,
daß diese Bestrebungen einen guten Erfolg hätten, da
Deutschland andern Ländern gegenüber noch sehr im Rück-
stände ist, und wir jährlich große Summen für Obst an das
Ausland, namentlich an Österreich-Ungarn, die Schweiz, Italien,
Serbien und vor allem an die Vereinigten Staaten, zahlen.
Verbreitung. In allen Teilen Deutschlands wird Obstbau
getrieben, und selbst in den nördlichsten Landstrichen, wie
Pommern (Stettin) und Schleswig (Gravenstein), züchtet man
noch gute Obstsorten. Die wichtigsten Obstbaugebiete des
norddeutschen Tieflandes sind die Vierlande bei Hamburg, die
Gegend von Stade (Kirschen und Zwetschen) und die Mark
Brandenburg (Werder und Guben). Viel mehr verbreitet ist
der Obstbau in Mittel- und Süddeutschland, wo er in den
fruchtbaren, geschützten Tälern die günstigsten Vorbedingungen
findet. Ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen
der Elbtalkessel bei Dresden (Erdbeeren), das Saaletal mit
seinem Zwetschenbau, das Maintal, das Neckarland, die ober-
rheinische Tiefebene (Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Walnuß), das
Lahntal und Elsaß-Lothringen (Erdbeeren und Mirabellen).
Bedeutung. Als Nahrungsmittel ist das Obst von ge-
ringem Werte, wohl aber verdient es als gesundes, wohl-
schmeckendes Volksgenußmittel die höchste Beachtung. Der
fortgesetzt sich steigernde Verbrauch an rohem und getrocknetem
Obst, an Fruchtweinen, Likören, Fruchtsäften und Frucht-
konserven beweist, daß sich die Produkte des Obstbaues einer
immer größeren Beliebtheit erfreuen. Leider hat die Obstbaum-
zählung des Jahres 1900 eine überraschend kleine Zahl von
Obstbäumen ergeben. Diese Tatsache läßt es als sehr dringend
erscheinen, daß noch mehr als bisher Maßregeln zur Förderung
des heimischen Obstbaues getroffen werden. Es ist dabei nicht
außer acht zu lassen, daß ein rationeller Betrieb des Obstbaues
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Extrahierte Personennamen: Karls Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Italien Serbien Deutschlands Stettin Vierlande Hamburg Stade Brandenburg Guben Dresden Maintal